Sünde 4 - Achtlosigkeit

Wer Sex macht, soll Sex machen. Und wer über seine Steuererklärung nachdenkt, soll darüber nachdenken. Aber bitte alles zu seiner Zeit und nicht gleichzeitig, denn das wäre eine Todsünde. Gedanken, die nichts mit Sex, Liebe und Genuss zu tun haben, gehören nicht aufs Liebeslager. Denn sie verhindern, dass wir achtsam miteinander umgehen.

»Wir vögelten, und sie sagte: ›Ich bin gespannt, was es morgen zu essen gibt‹«

Frankfurt: Johannes (35) ist irritiert von Sandras (29) Worten im Bett.

Sandra war eine junge, dralle Frau mit großen Titten und einem schönen Arsch. Sie war mir schon im Flugzeug aufgefallen. Wir waren alle zu einer Fachmesse für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik nach Frankfurt gekommen. Diese Messe heißt in unserem Jargon auch »Interklo«, den Grund dafür muss ich jetzt wohl nicht erläutern. Jedenfalls ist die ganze Branche dort vertreten, und einige hübsche Standbetreuerinnen sind auch immer dabei. Sandra mit ihren üppigen Kurven war so eine Frau, auf die alle Männer schauten.

Sie trug nur einen Stringtanga und einen BH, aus dem die Brustwarzen rausschauten

Abends beim Wein in der Unterschweinstiege, wo wir seit Jahren immer einkehren, ist sie mir wieder begegnet. Wir tanzten. Und bei den Klängen von Stevie Wonders »I just called to say I love you« fragte sie mich doch tatsächlich, ob ich als Sanitärfachmann nicht den Wasserhahn in ihrem Zimmer untersuchen könnte, der würde tropfen. Man muss wissen, dass wir hier von einem besseren Hotel reden, sodass ihre Bemerkung schon fast komisch war. Aber uns beiden war sowieso klar, was sie eigentlich meinte.

Oben in ihrem Zimmer habe ich das Spiel zuerst einmal mitgemacht und den Wasserhahn in ihrem Bad angeschaut, bis sie energisch meinte: »Komm, lass das mal.« Ich drehte mich zu ihr um. Sie hatte ihr leichtes Sommerkleid, das sich vorne aufknöpfen ließ, bereits geöffnet und sich aufs Bett gelegt. Super sah sie aus: Sie trug nur einen Stringtanga und einen BH, aus dem die Brustwarzen rausschauten. Alles an ihr war so üppig. Ich bekam einen Riesenständer, legte mich neben sie, presste mich an sie, fasste an ihre Titten und leckte ihre Brustwarzen. Sie sah einfach geil aus. Ich hatte sofort die schmutzigsten Fantasien. Zum Beispiel ihren Arsch zu ficken oder meinen Schwanz in ihre Titten zu vergraben. Wenn man sie sah, konnte man nur noch an endlosen, versauten, heißen Sex denken. Sie griff mit ihrer Hand an meinen Ständer und meinte: »Damit müssen wir was tun.« Dann öffnete sie meinen Gürtel und meinen Reißverschluss, den Rest zog ich selber aus.

Das alles machte mich wahnsinnig an. Doch dann geschah etwas Unerwartetes: Von dem Moment an, an dem wir beide nackt waren, war die Spannung weg, es wurde richtig langweilig. Sandra legte sich gleich auf den Rücken und spreizte die Beine. Ich fasste ihr an die Möse. Sie war nass. Ich war, wie gesagt, einfach maßlos scharf auf sie und drang gleich in sie ein. Sie war schön eng, es fühlte sich gut an. Aber sie wurde gar nicht geil und ließ mich einfach machen. Sie blieb reglos auf dem Rücken liegen, schaute schräg an mir vorbei auf die Wand hinter mir und war wie eine Puppe. Ich fickte sie weiter, dachte mir aber schon: »Das wird kein doller Sex mehr.«

Ich stellte mir vor, dass sie mir ihren Arsch entgegenrecken würde

Der Tag war sehr warm, trotzdem hatte Sandra die Klimaanlage im Zimmer ausgestellt. So begannen wir zu schwitzen. Sie sagte: »Moment mal«, und drehte sich aus dem Bett, um nach einem Handtuch zu greifen. Dabei konnte ich auf ihren wunderschönen Arsch sehen. Ich hab sie festgehalten und wollte sie von hinten nehmen. Aber sie tat ganz entrüstet und wehrte mich mit den Worten ab: »So einen Schweinkram mache ich nicht.« Dann haben wir uns halt einfach nur abgetrocknet.

Dank meiner Jugend damals hatte ich keine Probleme mit Härte und Ausdauer meines Ständers, wir haben anschließend weitergefickt. Sandra bewegte sich immer noch nicht. Sie machte auch keine Anstalten, daran etwas zu ändern. Ich schlug ihr deshalb vor, die Stellung zu wechseln, sie sollte auf mir reiten. Auf diese Weise hätte ich die Hände frei und könnte mehr mit ihr machen, überlegte ich mir. Aber sie antwortete nur, dass sie das nicht möge. Da habe ich es aufgegeben, sie ermuntern zu wollen, mir aber so einige Fantasien erlaubt.

Ich stellte mir vor, dass sie sich auf den Bauch drehen, mir ihren Arsch entgegenrecken und ihre Arme weit nach vorne strecken würde. Ich würde dann von hinten in sie eindringen und mich gleichzeitig nach vorne beugen und ihre Brüste massieren. Und als ich auf ihre Titten schaute, die sich bei jedem meiner Stöße mitbewegten und wogten, malte ich mir aus, meinen Schwanz dazwischenzulegen und ihn so lange zu reiben, bis ich zum Höhepunkt kommen und gegen ihr Gesicht spritzen würde. Das war die Fantasie, die mich am meisten erregte.

Auf diese Weise vögelten wir – oder besser, vögelte ich – weiter, bis Sandra ein paar Minuten später wieder etwas sagte, und zwar: »Ich bin ja mal gespannt, was es morgen zu essen gibt. Die Nudeln heute waren ja nicht so klasse.« Ich dachte, ich hör nicht richtig. Da war bei mir endgültig Feierabend. Mein Schwanz erschlaffte, und es ging gar nichts mehr. Wenn eine Frau so wenig bei der Sache ist, dann macht mir das auch keinen Spaß. Mein Schwanz zog sich regelrecht aus ihr raus. Ich lag dann neben ihr wie bestellt und nicht abgeholt, unschlüssig, wie ich die Situation noch retten könnte, bis sie sagte: »Ach, so wichtig ist das auch nicht.« Daraufhin habe ich mich schnell angezogen und mich wieder ins Tanzvergnügen gestürzt. Dort lernte ich eine hübsche Jugoslawin kennen, und mit der wurde die Nacht dann doch noch richtig gut.

Oswalt Kolle ganz persönlich

»Vielleicht macht sie sich wenig aus (dieser) Sexualität«

Die Initiative zu dieser kurzen Begegnung ging von Sandra aus. Sie hatte Johannes auf ihr Zimmer gelockt und wollte Sex mit ihm. Sie war ganz offensichtlich auch erregt. Doch nach dem Eindringen verlor sie das Interesse. Sie wurde passiv und klinkte sich aus. Die Bemerkung über das Essen ist ein Symptom dafür – und gar nicht unbedingt die Ursache –, dass der Sex für beide zu einer Enttäuschung wurde.

Was aber ist dann der Grund? Vielleicht gehört Sandra zu denjenigen, die sich nur wenig aus Sex machen. Menschen mit diesem Muster sind zwar in bestimmten Situationen immer wieder erregt, können aber die Erregung nicht aufrechterhalten. Wenn Sandra so veranlagt ist, will sie sich eventuell beweisen, dass sie eine normale Frau ist, die Lust am Sex hat und auf Männer verführerisch wirkt. Das würde die doch recht direkte Anmache erklären, die für eine Frau eher untypisch ist. Aber wenn die Sexualität daraufhin inniger wird, führen Ängste, Selbstzweifel und eine innere Ablehnung dazu, dass die Erregung wieder verflacht.

Vielleicht aber gehört Sandra gar nicht zu den Frauen, die wenig an Sexualität interessiert sind. Vielleicht gehört sie zu den vielen Frauen, die sich eine andere Sexualität wünschen, eine Sexualität, die mehr ist als ein Penis in der Vagina. Eine Sexualität, die den ganzen Körper, die ganze Seele umfasst. Eine Sexualität, bei der es nicht in erster Linie um das Ziel, also den Orgasmus geht, sondern bei der die ganze Reise das Ziel ist. Dazu gehört ein langes Vorspiel mit Händen, Zunge, Penis und Klitoris, bei dem die Erregung weiter aufgebaut wird, bis es dann zum erlösenden Eindringen kommt. Bei einem direkten Eindringen verschenkt man sich all diese schönen Gefühle. Viele Männer denken außerdem, eine Frau sei bereit zum Eindringen, sobald sie feucht ist. Wissenschaftliche Untersuchungen der niederländischen Psychologin und Sexualwissenschaftlerin Ellen Laan an der Universität Amsterdam zeigten aber, dass die körperliche Erregung nicht zwangsläufig mit sexueller Lust einhergeht. Die Forscherin zeigte Frauen sehr grobe Pornofilme. Die Probandinnen reagierten zwar mit körperlicher Erregung, wie Feuchtigkeit der Vagina und Vergrößerung der Klitoris. Aber auf die Frage, ob es ihnen gefallen hat, antwortete die Mehrheit von ihnen mit »nein«. Das zeigt, dass für Frauen mehr zur Sexualität gehört als einfach nur die physiologische Bereitschaft. Sie müssen auch mit ihrem Gedankenmodell hinter der jeweiligen Art von Sexualität stehen. Deswegen meine ich, dass Sandra mehr erwartet hatte, als einfach nur penetriert zu werden.

Männer ticken hier übrigens einfacher: Bei ihnen kann die körperliche Erregung ausreichen für einen Sex, der ihnen gut gefällt. Der soll dann aber auch zur Entladung führen. Und deswegen ist es wichtig, dass sich ein Mann mit seinem oft einfacheren Erregungsmuster auf die meist komplizierteren Verhältnisse der Frau einstellt.

Was haben Sex und Zärtlichkeit mit Achtsamkeit und dem Gehirn zu tun?

Die beiden Hauptpersonen unserer Geschichte dürfen sich einer gemeinsamen Sache »rühmen«: Sie waren nicht achtsam. Achtsamkeit – das Wort ist zurzeit regelrecht in Mode. Doch was bedeutet es eigentlich? Darauf geben zwei Achtsamkeitsforscher vom Generation Research Program in Bad Tölz Antwort. »Achtsamkeit kann als ein Bewusstseinszustand beschrieben werden, der auf ein klares und nicht-wertendes Gewahrsein dessen abzielt, was in jedem Augenblick geschieht«, schreibt Niko Kohls in einer Forschungsarbeit. Es gehe darum, den Moment wahrzunehmen und Körperempfindungen, Gedanken, Gefühle zu betrachten und zu akzeptieren, ohne sie intellektuell oder emotional zu bewerten. Und sein Kollege Sebastian Sauer führt aus: »Achtsamkeit heißt, sich dessen bewusst zu sein, was gerade jetzt innen und außen passiert, und das darüber hinaus gelassen und ohne emotional in Aufruhr zu geraten, zu betrachten.«

Die Grundlage dafür, dass Sexualität zu einem Gemeinschaftsakt wird

Es geht bei der Achtsamkeit also darum, nicht in die Situation einzugreifen und nichts zu verändern, sondern nur wahrzunehmen, was ist. Das kann, so die beiden Forscher, jeder Mensch jetzt sofort umsetzen. Dazu Sebastian Sauer: »Wenn Sie zum Beispiel in emotionalem Aufruhr sind, also zum Beispiel wütend, ärgerlich, traurig, deprimiert, ängstlich, dann betrachten Sie diesen Zustand möglichst sachlich: ›Aha, da ist Wut, Ärger, Trauer, Deprimiertheit oder Angst in mir.‹« Der Aufruhr soll also schlicht und einfach mit etwas Distanz betrachtet werden. Mithilfe dieser Anleitung ist jeder Mensch ab sofort dazu fähig, ein bisschen achtsamer zu sein. Die heilsamen Auswirkungen von mehr Achtsamkeit im Leben sind positive Effekte sowohl auf körperlicher als auch psychologischer Ebene, etwa weniger Angst, weniger Stress, mehr innere Ruhe, mehr Konzentration.

Wir können also auf einfache Weise im Alltag ein bisschen achtsamer werden. Aber die Achtsamkeit lässt sich auch intensiv trainieren. Der amerikanische Medizinprofessor Jon Kabat-Zinn hat dazu aus buddhistischen Quellen geschöpft und ein standardisiertes Programm entwickelt, das Menschen helfen soll, besser mit Stress, Angst und Krankheiten umzugehen. Sein achtwöchiges sogenanntes MBSR-Programm (Mindfulness Based Stress Reduction, zu Deutsch: Auf Achtsamkeit beruhende Stressverminderung) baut auf mehreren sehr unterschiedlichen Meditationsformen auf, wobei wöchentliche Gruppenarbeiten und tägliche Einzelübungen kombiniert werden. 1979 wurde die erste MBSR-Gruppe ins Leben gerufen. Seither deuten immer mehr Studien darauf hin, dass ein solches Achtsamkeitstraining die Genesung von unterschiedlichsten Krankheiten fördert.

Nach unserer Überzeugung hängen aber auch die Intensität und die Tiefe sexueller Begegnungen davon ab, wie gut uns die Achtsamkeit gelingt. Denn je mehr wir unsere »Antennen« auf die Aufnahme von sexuellen Reizen ausrichten, desto mehr solche Reize nehmen wir auf und desto mehr kosten wir die Situation aus – was einen zusätzlichen erregenden Stimulus verschafft. Für den Sex gilt hundertprozentig das Motto: »Die Energie folgt der Aufmerksamkeit.« Oder einfach gesagt: Wir sind umso leidenschaftlicher, je besser es uns gelingt, ablenkende Gedanken auszuschalten.

Mithilfe der Achtsamkeit nehmen wir aber auch genauer wahr, wie der andere gerade empfindet und was ihm gefallen könnte. Und das ist die Grundlage dafür, dass die Sexualität zu einem Gemeinschaftsakt wird und nicht zu einer gegenseitigen Selbstbefriedigung, in der jeder nur seine eigenen Bedürfnisse sieht. Mehr Zärtlichkeit stellt sich damit von ganz alleine ein.

Gekonnter Sex entsteht, wenn man das Innen- und das Außenleben berücksichtigt

Wenn wir mehr Achtsamkeit erreichen wollen, kommt uns – neben speziellen Achtsamkeitstrainings wie MBSR – auch ein Aspekt aus der Hirnforschung entgegen. Es geht dabei um das »Drei-Sekunden-Fenster«, erkannt und so benannt von dem Hirnforscher Ernst Pöppel aus München. Dieses Prinzip besagt, dass wir uns einer Sache immer etwa drei Sekunden mit ungeteilter Aufmerksamkeit hingegeben können und dass danach automatisch so etwas wie Kontrolle oder Überprüfung der Realität hineinblitzt. Auf diese Weise ist unser Gehirn dazu fähig, sich auf etwas zu konzentrieren, ohne dabei den Anschluss an die Welt zu verlieren.

Warum soll das nun wichtig sein, wenn es darum geht, möglichst achtsam mit dem Moment umzugehen? Weil der Moment eben nicht nur aus dem Innenleben, sondern genauso auch aus dem Außenleben besteht, wie es ja auch oben in der Definition von Achtsamkeit heißt: »… sich dessen bewusst zu sein, was gerade jetzt innen und außen passiert«. Und gekonnter Sex entsteht, wenn man das berücksichtigt. Sie müssen also fühlen und denken, empfinden und wahrnehmen. Da das nicht gleichzeitig geht (siehe dazu auch Kapitel 7), müssen wir es nacheinander machen. Die Überlegungsblitze, die etwa alle drei Sekunden beim uneingeschränkten oder sogar ekstatischen Fühlen im Gehirn aufzucken, können dabei alle möglichen Inhalte haben. Wenn Sie den Sexualakt zum Beispiel in einen engen Tagesablauf eingefügt haben, könnte der Gedanke aufblitzen, ob der verfügbare Zeitrahmen noch eingehalten wird, ob Sie sich noch weiter hingeben können oder den Abschluss des Sexaktes einleiten sollten. Auch die Entscheidung, ob Sie in einer bestimmten Stellung weitermachen oder es an der Zeit ist, mal etwas zu verändern, können Sie in diesen Momenten treffen. Oder Sie bemerken etwas an Ihrem Gegenüber, was Sie zu einer kurzen Analyse veranlasst, wie etwa: »Seine Pupillen sind ja riesig geworden, was wir gerade machen, scheint ihn besonders zu erregen und zu berühren, ich mach mal weiter so.«

Solche und andere Überlegungen tauchen auf, sind normal, und es wäre dem ganzen Ablauf nicht zuträglich, würde man versuchen, sie zu unterbinden. Denn damit würden wir Energie an etwas verschwenden, was ohnehin nicht zu erreichen ist. Außerdem gehören diese kurzen Realitätsüberprüfungen auch zur Achtsamkeit, da Sie immer auch die äußeren Umstände im Blick haben sollten. Was aber völlig falsch wäre: auf den Zug dieser Gedanken aufzuspringen und geistig abzufahren. Wenn Sie also bei der Frage nach dem Zeitrahmen Ihren kompletten Terminkalender durchdenken würden, anstatt einfach nur schnell auf die Uhr zu schauen, um zu wissen, wie viel Zeit Sie noch haben. Oder wenn Sie bei der Frage nach dem Stellungswechsel sämtliche Literatur zum Thema, die Sie gelesen haben, im Geiste durchwälzen, anstatt wahrzunehmen, wie es Ihnen und dem Partner gerade geht.

Die auf diese Art gelebte Achtsamkeit hat allerdings auch ihre Grenzen. Enttäuschungen über das Verhalten des Partners zum Beispiel lassen sich schlecht einfach ausschalten. Und auch das gilt in unserer Geschichte wahrscheinlich für beide Beteiligten. Johannes ist enttäuscht über die mangelnde Leidenschaft, und Sandra ist vermutlich enttäuscht darüber, dass ihr ein luststeigerndes Vorspiel vorenthalten wurde. Und so gelingt es den beiden nicht, sich leidenschaftlich in die sexuelle Situation hineinzubegeben. Die ganze Begegnung bleibt unbefriedigend, und deshalb brechen sie den Sex schließlich ab.

Der heiße Tipp

Wie Sie lernen, bei der Sache zu bleiben

Sie sind mitten im leidenschaftlichsten Sex, und plötzlich kommt Ihnen Ihre Steuererklärung in den Sinn? Ärgern Sie sich nicht darüber, so etwas passiert jedem gelegentlich. Diese Abschweifung ist aber vermutlich ein Anzeichen dafür, dass das, was Sie gerade machen, etwas zu mechanisch verläuft. Versuchen Sie deshalb, direkt in dieser Situation etwas zu verändern.

Oft genügen schon Kleinigkeiten, etwa ein anderer Winkel beim Eindringen des Penis oder dass Sie Ihre Hände beim Liebesspiel stärker einsetzen. Wenn Sie nicht mehr ganz bei der Sache sind, könnten Sie sich auch Ihren Partner einmal ganz bewusst anschauen und versuchen, neue Einzelheiten an ihm zu entdecken. Oder nehmen Sie ganz bewusst den Geruch des Partners wahr. Man riecht beim Sex ganz anders als im Alltag. Versuchen Sie, die flüchtigen Duftmoleküle zu erhaschen. So wird Ihnen die besondere Situation wieder bewusst.

Ein spezieller Tipp für das weibliche Geschlecht: Frauen machen sich oft Gedanken über ihren Körper. »Ob er es merkt, dass ich zwei Pfund zugenommen habe? Ob es ihn auch nicht stört, dass ich übernächtigt aussehe?« Männer sind in dieser Beziehung aber relativ einfach strukturiert: Sie machen jetzt Sex mit Ihnen und finden das toll – basta. Versuchen Sie das zu verinnerlichen und achten Sie auf Ihr Gefühl und auf die Handlung anstatt auf Ihr Aussehen.

Was Sie auch machen können: Konzentrieren Sie sich auf Ihre Atmung und lassen Sie diese langsam tiefer werden. Das bringt Sie wieder vom Kopf in den Körper und intensiviert die körperlichen Empfindungen.

Bei Männern und Frauen ist oft auch Stress außerhalb des Bettes die Ursache für Ablenkung. Sagen Sie sich, dass Sie sich den Sex jetzt verdient haben und dass all die Arbeit, die noch auf Sie wartet, nicht geringer wird, wenn Sie ihn nicht genießen oder gar torpedieren. Im Gegenteil: Nach einem erfüllenden Schäferstündchen, egal zu welcher Stunde, geht es Ihnen wieder besser. Sie können frischer an die Arbeit zurückkehren oder besser schlafen und sind am Morgen zufriedener. Also genießen Sie!

In längeren Beziehungen findet man auch oft langweilig, was der Partner im Bett macht, und man schweift deshalb mit den Gedanken ab. Also sollten Sie etwas Neues probieren, um weiterhin mit Lust bei der Sache zu bleiben. Es ist eine Illusion zu glauben, dass der andere automatisch fühlt, was man selbst wünscht. Man muss es auch deutlich mitteilen. Versuchen Sie, miteinander eine Sprache der Liebe zu entwickeln, in der man alles sagen kann, ohne den anderen durch zu grobe Worte zu verletzen. Eine Möglichkeit ist, den Partner zu loben, wenn er etwas macht, das Ihnen gefällt. Also etwa: »So wie du mich jetzt anfasst und berührst, das könntest du stundenlang machen, so gut fühlt sich das an.« Das wird der Partner gern hören und das, was Sie mögen, dann automatisch häufiger tun. Und wenn Ihnen eine Technik gar nicht gefällt, dann zeigen Sie ihm, wie es besser geht. Fahren Sie ihn aber auf keinen Fall an, etwa: »Reib meinen Kitzler nicht so stark, da könnte ich an die Decke gehen.« Sagen Sie ihm stattdessen: »Ich bin so erregt, mein Kitzler ist überempfindlich, bitte berühr ihn ein bisschen sanfter.« Es muss aber nicht alles in Worten ausgedrückt werden, auch mit Stöhnen, Gebärden und Gesten können Sie dem anderen deutlich machen: So will ich es, das gefällt mir, das befriedigt mich.

Und begehen Sie als »der andere« bloß nicht den Fehler, misstrauisch zu werden und zu denken, Ihr Partner hätte jemand anderes, nur weil er etwas Neues ausprobieren will. Das Misstrauen ist der Tod jeder Abwechslung. Also freuen Sie sich, wenn er oder sie neue Ideen ins Liebesleben bringt. Und wenn Ihrer beider Fantasie erschöpft ist: Holen Sie sich Anregungen aus Büchern und Filmen.